Vorlage - CH-095/2018 IV
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Sachverhalt:
Zusammenfassung der Tagung spiritueller Tourismus in Barnim und Uckermark am 12.10.2018 im Kloster Chorin
Spätsommerliches Wetter tauchte das Kloster Chorin in ein warmes Licht. Mit einer Tasse Tee oder Kaffee, wurden die 52 Teilnehmerinnen und Teilnehmer im Infirmarium der Klosteranlage empfangen. Eingeladen waren Mitarbeitende in den Tourismusvereinen und -betrieben, Kirchgemeinden, freie Anbieter im Bereich Spiritualität und andere Interessierte. Frau Dr. Franziska Siedler, Leiterin des Klosters Chorin und Herr Sven Ahlhelm, Verantwortlicher des Projektes, begrüßten die Gäste und gaben eine kurze inhaltliche Einführung.
Die Fachtagung entstand im Rahmen des ESF-Projektes „Spiritueller Tourismus in Barnim und Uckermark“. Dieses Projekt wird gefördert vom Europäischen Sozialfonds im Bereich „Kompetenz in Kultur und Kreativwirtschaft“ und auch vom Fonds missionarischer Aufbruch der evangelischen Landeskirche Berlin-Brandenburg, schlesische Oberlausitz (EKBO) zur Unterstützung missionarischer Initiativen und neuer Strukturen im Gemeindeaufbau. Das Kloster Chorin ist die Heimat dieser Projektstelle.
Ziel und Anlass dieser ersten Fachtagung war, die Akteure aus den beiden Bereichen Spiritualität und Tourismus in der Region miteinander bekannt zu machen, einander näher zu bringen und zu gegenseitiger Unterstützung zu ermutigen. Die Projektstelle verspricht sich daraus positive Effekte für beide Seiten. Auf der einen Seite ist die Spiritualität. Ein Begriff der häufig etwas argwöhnisch gehört wird, beschreibt er doch das schwer Greifbare. Auf der anderen Seite der Tourismus. Ein Zweig der Wirtschaft an der Schnittstelle zu den menschlichen Empfindungen. Aus beiden Bereichen sind die unterschiedlichsten Ausformungen bekannt – solche mit positiven als auch negativen Entwicklungen. Die Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde unterstützt das Projekt als Forschungsauftrag.
Der Netzwerkstelle für Spiritualität und Tourismus geht es nicht um die Neuerfindung massentauglicher Formate, sondern vielmehr um das Entdecken vorhandener Angebote und deren Öffnung auch für die Besucher der Region. Sie bereichern das vielfältige Angebot kultureller und seelischer Erlebnismöglichkeiten der Reisenden.
In diesem Sinn waren die Referate der Tagung ausgewählt:
Andrea Richter, evangelische Pfarrerin und Spiritualitätsbeauftragte in der Evangelischen Landeskirche Berlin-Brandenburg - schlesische Oberlausitz brachte uns ihre Definition einer christlichen Spiritualität näher. Die Beziehung von Aktivität und Passivität, Sozialität und Individualität sowie Alltag und besonderer Zeit, bekam dabei eine besondere Aufmerksamkeit. Die Bibel als theologische Grundlage und thematische Auseinandersetzungen der Kirchengeschichte zeigten Stufen der Entwicklung christlicher Spiritualität (Siehe Anhang).
Im Vortrag von Anna-Maria Schönfeld (Wirtschafts- und Tourismusentwicklungsgesellschaft mbH Barnim – WITO) wurden die touristischen Höhepunkte des Landkreises Barnim vorgestellt. Einige statistische Erhebungen erzählten von Zahl, Dauer und Zielen der Barnim-Besucher. Anhand dieser Zahlen und der positiven Entwicklung der touristischen Nachfrage der Region lassen sich durchaus Schlüsse auf das Potential für das Segment des spirituellen Tourismus ziehen.
Die Kirchenpädagogin Maria von Fransecky referierte eindrucksvoll von der Vermittlung der Kraft von Kirchenbauten. In ihrer Arbeit mit Schülerinnen und Schülern zeigt und erfährt sie gleichermaßen die Bedeutung von Stille, wie sie insbesondere von Kirchen ausgeht. Zitate von Kindern brachten dies wunderbar zum Ausdruck. Sie machten auf den Wert offener Kirchen als stiller Ort für die Begegnung mit der ersehnten Zweckfreiheit aufmerksam.
Einen eher wirtschaftlichen Bereich des spirituellen Tourismus nahm Birgit Kunkel von der Tourismus-Marketing Brandenburg (TMB) in den Blick. Die Vorstellung der Institution und ihrer Aufgaben zeigte, dass spirituelle Angebote für Reisende gut zum Konzept der Tourismus-Marke Brandenburg passen, deren Kernwerte Natur, Kultur und Beruhigung sind. Die Frage: Wie erreichen die Anbieter am besten ihre Zielgruppen? - war ebenso Inhalt des Referats. Von der Wichtigkeit einer guten Pressemitteilung und der Bedeutung von stimmungsvollen Bildern besonders in digitalen Plattformen, bis zur Einladung auf der TMB Plattform ContentNetzwerk Brandenburg zu werben, reichte das Spektrum.
Nach dem Mittagsimbiss (aus dem Bio-Hofcafé Brodowin) stellte Holger Müller-Brandes (Kirchenkreis Uckermark) sein Projekt „erwachsen glauben“ vor. Teil dessen ist die Einladung Interessierter in uckermärkische Dorfkirchen. Anhand besonderer architektonischer oder künstlerischer Merkmale regt er zum Nachdenken über den eigenen Glauben an. Ein Format, das sich auch an Ortsfremde richtet.
Daniel Jahn studiert an der HNE Eberswalde nachhaltiges Tourismusmanagement. In seiner Masterarbeit beschäftigt er sich mit den spirituellen Motiven Reisender und Anbietender. Sein Kriterienkatalog soll bei der Findung passender Angebote in einer interaktiven Landkarte helfen. Diese ist noch in der Entwicklung und soll später allgemein zugänglich gemacht werden.
Zwei Initiativen des Kloster Chorin wurden von Sven Ahlhelm vorgestellt. Zum einen die „Stille Stunde“ an jedem letzten Freitag im Monat. Von 18.30 – 19.30 Uhr lädt das Kloster Chorin zu einer schweigsamen Zeit in die Klostermauern. Zum anderen das „Wort auf dem Weg“ . Holzpfähle geben mithilfe von QR-Codes Zugang zu inspirierenden, meditativen Texten. Diese Pfähle sollen an verschiedenen Stellen (zunächst zwischen Bahnhof und Kloster Chorin) aufgestellt werden und dem Wanderer sinnhafte Anregung geben. Bei Interesse sind diese Pfähle auch in der ganzen Region aufstellbar.
Von der Jakobusgesellschaft Brandenburg-Oderregion e.V. kamen drei Redner. Der Präsident Dr. Christopher Frantzen berichtete von seinem eigenen Weg zum und der Faszination des Pilgerns. Dr. Katharina Maak stellte den Verein, seine Motive, Ziele und Angebote vor und Olaf Schilling zeigte die neusten Schritte bei der Wiederbelebung des Jakobsweges Stettin-Bernau „Via Imperii“ und warb für eine Beteiligung an der Realisierung, beispielsweise der Ausschilderung. Das deutliche Interesse an der Tagung (angemeldet waren 62 Personen), auch der Presse (rbb-Antenne Brandenburg, MOZ, „die Kirche“) ist allein schon als Erfolg zu werten. Gespräche während und nach der Tagung sowie die folgenden Rückmeldungen per E-Mail oder Telefonat, zeigen, dass die Beschäftigung mit dieser Thematik zur rechten Zeit erfolgt.
Die Konzepte der Tourismusunternehmen, die besonderen Möglichkeiten der hiesigen Natur zu vermarkten, lassen sich mit vorhandenen und neu entstehenden Angeboten zur Besinnung und inneren Auseinandersetzung mit den Fragen des Lebens hervorragend ergänzen. So können auch neue Zielgruppen erreicht werden. Andersherum finden die Gäste der Region Zugang zu hier lebenden Menschen und Gruppen. Sie können Impulse von außen hereintragen und so ihrerseits zur Bereicherung der Orte beitragen. Nicht zuletzt sollte sich die Attraktivität der Reiseregion auch auf diese Weise erhöhen.
Der Erfolg der Tagung ermutigt zu weiteren Schritten in der vernetzenden Zusammenarbeit. Weitere Fachtage oder Workshops zu Teilaspekten von Spiritualität und Tourismus in Barnim und Uckermark wurden bereits angefragt bzw. Mitarbeit angeboten. Diese positiven Reaktionen ermuntern auch dazu, das Kloster Chorin mit seiner Lage zwischen den beiden Landkreisen als Ort mit besonderer Ausstrahlung zur Destination des spirituellen Tourismus weiter zu entwickeln. Es kann hier deutlich als Marke zur Aufmerksamkeit beitragen und einen Identifikationspunkt bilden.
Den Tagungsteilnehmern danke ich für ihre Aufmerksamkeit, ihre Anregungen und Angebote. Ich freue mich auf weiteres interessantes Zusammenwirken.
Sven Ahlhelm Projekt Spiritualität und Tourismus in Barnim und Uckermark
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